Selbstwert, Körpergefühl und Tanz / Körper-Bilder

Ein Projekt in Kooperation mit Diakonie Zentrum Spattstraße (https://www.spattstrasse.at/unser-angebot/wg-fuer-junge-menschen-mit-essstoerungen)

Das Projekt ist eine Workshopreihe für Mädchen und junge Frauen im Alter von 12-30 Jahren mit Essstörungen, die in der WG KAYA, einer Wohngemeinschaft für Mädchen mit Essstörungen, in Linz wohnen.

Mädchen mit Essstörungen fehlt ein realistisches Bild von ihrem Körper. In Workshops wie „Selbstwert und Körperbild“ oder „Tanz“ arbeiten die Therapeut*innen viel mit Ausdruck und Bewegung. Die Mädchen lernen ihre Körpergrenzen, sowie die Sensorik der Haut zu spüren. Das Selbst- und Fremdbild wird durch Spiegelungsübungen dargestellt. Stellt Euch vor, Ihr habt „Löcher“ im Körper. So versuchen Mädchen mit Essstörungen beispielsweise durch das Stillhalten einzelner Körperteile, die Kontrolle über den Körper nicht zu verlieren. Die Tanztherapeutin macht deutlich durch Bewegungsbeobachtung, wo diese Löcher im Körper sind.

Im Kontakt mit den anderen Teilnehmer*innen kann ein gemeinsamer Tanz kreiert werden. Ein Gegenüber beim Bewegen zu beobachten und sich selber mit einer Bewegung zu zeigen, kann eine Bereicherung sein und das Selbstbewusstsein stärken.

Ein Ziel dabei ist, neugierig zu sein auf die Impulse, die vom eigenen Körper kommen, aber auch vom Gegenüber. Es ist wichtig, immer wieder zu betonen, dass es kein „Richtig oder Falsch“ gibt. Durch das Spielerische kann die Angstschwelle vor dem Kontakt mit anderen leichter überwunden werden.

Wann?

Jänner bis Dezember 2020

Wo?

Linz

Wer war mit dabei?

Mädchen und junge Frauen zwischen 12 und 30 Jahren der KAYA Wohngruppen für junge Menschen mit Essstörungen

Projektergebnisse

Hinter jeder Essstörung steckt oft mehr als der Wunsch, das Gewicht und das Leben kontrollieren zu wollen. Ein positives Körperbild von sich zu entwickeln, Selbstvertrauen aufzubauen, die eigenen Gefühle und Emotionen und der Umgang mit negativen Gefühlen kennenzulernen und positive Strategien zu finden, um mit Problemen umgehen zu lernen … das sind die Ziele der Wohngemeinschaften KAYA. Das Projekt „Selbstwert, Körperbild und Tanz“ unterstützt die Mädchen bestmöglich bei der Erarbeitung ihres neuen Körperbildes und ist sehr wesentlich für einen Gesundungsprozess.

“In Bewegungen hineinfühlen, darauf achten, was mir gut tut um den Bezug zu meinem Körper wieder besser herzustellen,“ so beschreibt eine 15-jährige Teilnehmerin ihre Erfahrungen beim Körperbild-Workshop. „Es tut mir einfach gut, kreativ an dieses für mich gar nicht leichte Thema heranzugehen.“

Aufgrund des Lockdowns im März 2020 konnte ein Modul nicht stattfinden, dieses wurde aber im Juli 2020 nachgeholt.

Eine andere Teilnehmerin erzählt Folgendes über ihre Erlebnisse mit den Workshops – vielen Dank für diesen Erfahrungsbericht!

“Ich war über zwei Jahre in der Wohngruppe Kaya. Dadurch habe ich auch viele Körperbildgruppen miterleben dürfen und ich kann definitiv sagen, dass sie sehr hilfreich waren.
Anfangs war ich etwas skeptisch, da es nicht leicht ist, sich mit seinem eigenen Körperbild auseinander zu setzen, aber ich habe versucht mich darauf einzulassen und habe schlussendlich sehr gut davon profitiert.
Da Barbara Obrecht auch Tanztherapeutin ist, haben wir am Anfang jeder Stunde ein bisschen getanzt und uns so mit unseren Körperteilen auseinandergesetzt. Es war vollkommen egal wie wir tanzten, wir sollten uns nur wohlfühlen und es gab auch immer die Möglichkeit auf eine Übung zu verzichten, wenn wir noch nicht so weit waren uns an etwas heran zu trauen.
Meistens haben wir uns dann in Gruppen zusammengesetzt und verschiedene Sachen besprochen. In meiner ersten Stunde haben wir Grenzen ausgetestet. Jeder von uns hat eine Schnur bekommen und konnte damit einen Kreis bilden, in dem wir uns wohlfühlten und wo kein anderer reinkommen sollte, außer wir luden Personen ein, sich zu uns in den Kreis zu setzen. Dann haben wir uns auch individuell angesehen, welche Körperteile für jeden von uns am schwersten zu akzeptieren sind und haben Übungen zu den Körperteilen gemacht mit denen wir uns leichter tun. Dazu haben wir Igelbälle, Stifte, Matten etc. genutzt.
In den weiteren Stunden haben wir alle angefangen an unserem ganz eigenen Körperbild zu arbeiten. Dazu haben wir ein Blatt Papier bekommen, das genauso groß war, wie wir selbst und haben dann angefangen uns aufzuzeichnen. Ich für meinen Teil, habe den Kopf mit ganz vielen Sprüchen gestaltet, die ich aus einer Zeitung ausgeschnitten habe. Danach habe ich mit meinen Armen weitergemacht, diese wurden zu ganz vielen Blumen.
Wir konnten uns jede Stunde aussuchen, mit welchem Körperteil wir uns beschäftigen wollten und konnten auch immer mit Barbara Obrecht reden, wenn uns etwas schwerfiel. Wir konnten auch komplett neu beginnen, alte Sachen wieder von unserem Bild entfernen und neue Dinge aufkleben.
Mich persönlich, hat es jedesmal sehr beruhigt an etwas zu arbeiten, wo ich meine ganzen Bastelkünste hineinstecke, um einen Körper zu erschaffen, den ich gerne ansehe, mit dem ich mich gerne beschäftige und den ich Stück für Stück auf meinen eigenen Körper übertragen kann. Auch die Bewegung an jedem Stundenanfang tat sehr gut, da wir so ein Maß kennenlernten, welche Bewegung im Bereich des Normalen sei.
Am Ende jeder Einheit, haben wir unsere Fortschritte der Gruppe mitteilen und auch Fragen zu anderen Bilder stellen können. Danach haben wir immer noch eine „Wie geht es dir jetzt, mit welchem Gefühl verlässt du diese Stunde“-Runde gemacht und so noch einmal selbst reflektiert wo wir stehen und wie gut es uns getan hat.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass es toll war am Körperworkshop teilzunehmen. Die Einheiten haben mir ein Gefühl von Sicherheit vermittelt und mir aufgezeigt, dass es weder an meinem noch sonst einem Körper etwas auszusetzen gibt. Es tat mir sehr gut mich mit mir selbst, meinen Gedanken und meinem Körperbild auseinander zu setzen und ich konnte sehr davon profitieren.”

Auf Facebook finden sich weitere Einblicke in das Projekt:

Frei, einzigartig, wunderbar und wild (Juli 2020): https://www.facebook.com/spattstrasse.at/posts/3089543667767455

Darauf achten, was mir gut tut (August 2020): https://www.facebook.com/spattstrasse.at/posts/3089569334431555

Zur Entspannung zwischendurch: Barfußgeheen (Dezember 2020): https://www.facebook.com/spattstrasse.at/photos/a.982552561799920/3489375281117623

Bildurheberrechte: Stefan Weinberger, WG Kaya – Diakoniezentrum Spattstraße gGmbH

Beim Mädchenbeirat sind alle willkommen, die sich als Mädchen fühlen:

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Was bedeutet „cis“, „inter*“ und „trans“?
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Wir verwenden das Sternchen * im Plural, weil es außerhalb von „Frau“ und „Mann“ andere Geschlechts-/Genderidentitäten gibt und wir zeigen möchten, dass wir alle Geschlechter meinen. Eine Weile haben wir das Sternchen auch bei „Mädchen*“ und „Frau*“ verwendet. Wir haben aber wahrgenommen, dass diese Schreibweise als diskriminierend empfunden wird. Daher haben wir uns entschieden, das * in diesem Fall nicht mehr zu verwenden.
Wir benutzen weiterhin das * im Plural des Nomens (z.B. Schüler*innen, Jugendarbeiter*innen), um nicht-binäre Identitäten sichtbar zu machen und auf die Konstruiertheit der Kategorie „Geschlecht“ hinzuweisen. In Texten, die wir von unseren Projektpartner*innen erhalten, wird die Schreibweise „Mädchen*/Frau*” von uns nicht verändert.