Das war der Mädchenbeirat 2021!
Der Mädchenbeirat hat dieses Jahr am Wochenende vom 1. bis 3. Oktober 2021 auf Schloss Puchberg bei Wels getagt.
Das Wochenende aktiv mitgestalten: Die Mädchenbeirat-Planungsgruppe
Aus den Vorschlägen der Teilnehmer*innen des vergangenen Jahres, wie mehr Einbindung umgesetzt werden könnte, entstand die Idee einer Planungsgruppe. Aus der Gruppe der „erfahrenen“ Mädchenbeirät*innen wurden mehrere Teilnehmer*innen persönlich angesprochen. Beim ersten Treffen wurde gemeinsam mit den Mitgliedern der Gruppe besprochen, was ihnen bei den bisherigen Mädchenbeirat-Wochenenden besonders gut gefallen hatte und wo sie noch Potenzial zu einer Veränderung sehen. Aufbauend auf diesen Rückmeldungen konnten sich die Mitglieder Aufgaben überlegen, die sie zur Gestaltung des Wochenendes beitragen würden. Von der Planungsgruppe wurden auch einige Vorschläge für den Workshop am Sonntag eingebracht, eine Abstimmung ergab, dass es ein Yoga-Workshop werden sollte.
Die Mädchen stellten für die Online-Treffen ihre Freizeit an Sonntagen zur Verfügung – dafür ein großes Dankeschön!
Kennenlernen und gleich mitten ins Thema eintauchen
Neun junge Frauen aus fünf Bundesländern bildeten den „Mädchenbeirat 2021“! Von Salzburg sowie Wien aus erfolgte die Anreise mit dem Zug, gegen 15:00 Uhr trafen alle Teilnehmer*innen im Schloss Puchberg ein. So blieb genügend Zeit, die Zimmer zu beziehen und sich nach der Anreise noch ein wenig zu erholen.
Beim Versammeln im Seminarraum warteten auf die Teilnehmer*innen „Goodie Bags“ mit Informationen und kleinen, sinnvollen Aufmerksamkeiten – auch hier konnten wir die Anregungen der Planungsgruppe berücksichtigen. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde (inkl. Auswahl der bevorzugten Pronomen) ging es an die Gestaltung eines großen Wandplakats mit vielfältigen Fragen, die Ressourcen und Vielfalt des Mädchenbeirats aufzeigten. Gemeinsam wurden Regeln erarbeitet, an denen wir uns an diesem Wochenende orientieren wollten, um den Mädchenbeirat zu einem „Safe Space“ für die Teilnehmer*innen zu machen, wo sie sich wohlfühlen und aktiv einbringen können.
Nach dem Abendessen und einigen weiteren Aktivierungs- und Kennenlernübungen ging es dann direkt weiter mit der Auseinandersetzung mit Mädchen- und Frauenbildern aus verschiedenen Epochen, Kulturen und Regionen. Dazu setzten wir den brandneuen „Rebell*innen-Kalender“ ein, der in einer Kooperation von Mädchenbeirat und Verein Amazone entstanden ist. Darin enthalten sind u.a. Porträts beeindruckender Persönlichkeiten, von denen die Mädchen in Gruppen jeweils Eine bearbeitet haben. Die Gruppen sollten sich dann gegenseitig die Personen vorstellen und gemeinsam überlegen, welche Gemeinsamkeiten zu finden sind, was sie interessant und beeindruckend an der Biografie/der Person finden und auch, was diese ihrer Meinung nach als Rebell*in auszeichnet. Dabei entwickelten sich nicht nur angeregte Diskussionen, sondern es entstanden auch unglaublich starke, beeindruckende Plakate, die dann im Raum aufgehängt wurden und am Wochenende präsent blieben.
Nach dieser Auseinandersetzung und dem Sichtbarmachen von vielfältigen Lebensrealitäten von Mädchen und Frauen lenkten wir den Fokus auf die individuellen Biografien. Rebell*in sein bedeutet, Dinge zu hinterfragen und nicht einfach hinzunehmen. Rebell*in kann man im Großen und im Kleinen sein. Taten, die klein wirken, erfordern oft genauso viel Mut oder sogar mehr als scheinbar große Taten. Bei der abschließenden Übung für diesen Tag waren alle Teilnehmer*innen eingeladen, eine „Kraftbox“ für ihre eigene innere Rebell*in zu gestalten: Was nährt sie? Was braucht sie, um euch Kraft zu geben? Was tut ihr gut?
Dafür stand jede Menge Bastelmaterial sowie vorgefertigte Holz/Span-Boxen in unterschiedlichen Größen zur Verfügung. Diese wurden sehr kreativ bemalt, beklebt, beschriftet, innen wie außen und zu kleinen „Kraftboxen“ und Schatzkisten verwandelt.
Intensive Auseinandersetzung: Diskutieren, argumentieren und Kompromisse schließen
Am Samstag stellten Ruth, Parissa und Laura die im Vorjahr ausgewählten Projekte vor und berichteten über den aktuellen Status. Mehrere Projekte hatten extra tolle Videos für die Teilnehmer*innen erstellt, die ihnen einen sehr lebendigen Eindruck vermittelten und die sehr gut ankamen. In diesem Zusammenhang wurden auch noch einmal die Voraussetzungen für eine Projekteinreichung besprochen, danach erarbeiteten die Teilnehmer*innen in Kleingruppen die Kriterien, die sie selbst bei der Auswahl der Projekte 2021 berücksichtigen wollten.
Nach einer Bewegungsübung ging es dann los mit der Vorstellung der eingereichten Projekte. Nach jedem Projekt wurden Fragen beantwortet und die Mädchen hatten kurz Zeit, um ihre Gedanken zu diesem Projekt zu notieren.
Nach einiger Zeit für persönliche Auseinandersetzung mit den Projekten wurden dann im Plenum die jeweils 5 Favoriten der Mädchen vorgestellt. Dabei stellte eine Teilnehmer*in ihre Argumente für ein ausgewähltes Projekt vor, alle anderen, die das Projekt ebenfalls als Favoriten gewählt hatten, ergänzten, was ihnen daran besonders gefällt. Jede Teilnehmer*in brachte ihre Argumente vor und wurde gehört.
Beim ersten Zwischenfazit nachdem alle ihre fünf Lieblingsprojekte vorgestellt hatten, kristallisierten sich bereits einige Favoriten heraus, aber auch mehrere Projekte, die nur von einzelnen gewählt worden waren: So vielfältig wie die Teilnehmer*innen waren auch die Schwerpunkte, die sie setzten!
Nach einer nochmaligen kurzen Verschnaufpause ging es in die „heiße Phase“ der Diskussion und Entscheidung. Zunächst ging es darum, auszuhandeln, welche Projekte in eine Abstimmungsrunde einbezogen werden sollten. Die Mädchen entschieden sich gemeinsam dafür, zwei Projekte, die bereits von einer großen Mehrheit gewählt worden waren, fix auszuwählen.
Über alle anderen Projekte wurde noch einmal diskutiert. Es wurden noch einmal Argumente vorgebracht, um die anderen zu überzeugen, für die eigenen Favoriten zu voten, was noch einmal zu einem neuen Bild führte. Nach weiteren intensiven Diskussionen stand dann eine Entscheidung fest, mit der alle Teilnehmer*innen einverstanden waren, auch wenn manche Kompromisse schließen mussten.
Danke & wertschätzende Verabschiedung aus dem Mädchenbeirat
Als die fünf Projekte des Mädchenbeirats 2021 ausgewählt waren, war die Freude sehr groß. Nach dem verdienten Abendessen gab es noch ein Gruppenfoto – und dann ging es zum entspannteren Teil des Abends über.
Zunächst erhielten alle Mitglieder der Planungsgruppe eine individuell gestaltete Collage mit Fotos von allen ihren Mädchenbeirat-Teilnahmen und ein von Parissa selbst gestaltetes Dankeschön im Mädchenbeirat-Design. Dann ging es hinaus zu einem Feuerritual.
Rund um die Feuerschale wurde gemeinsam gesungen. Die Lieder wurden spontan von den Mädchen vorgeschlagen bzw. waren schon von der Planungsgruppe ausgesucht worden.
Es war schon recht spät, als wir ins Atelier zur Frauenfilmnacht zurückkehrten – einige waren so müde, dass sie gleich ins Bett gehen wollten, andere wollten unbedingt den gemeinsam ausgewählten Film („Suffragette“) sehen, auch wenn dies bis Mitternacht dauerte. Die Schilderung des Kampfes ums Frauenwahlrecht beeindruckte die Mädchen sehr.
Zur Ruhe kommen, auf die eigene Mitte konzentrieren und Kraft schöpfen: Yoga-Workshop als Abschluss
Weil es am Samstag später geworden war, waren nicht alle frisch und munter am Sonntag Morgen, aber guter Dinge. Zum Abschluss gaben alle einander noch stärkende Botschaften mit.
Danach war es Zeit für den Yoga-Workshop: Angeleitet von Tanja Nicholls/Pulsatori konnten sich die Teilnehmer*innen entspannen, aber auch dehnen und ihre Gelenkigkeit erproben. Die Stimmung war sehr gut und diese Zeit für sich selbst tat den Mädchen spürbar gut.
Nach dem Workshop ging es mit Taxis Richtung Bahnhof Wels: In einem griechischen Restaurant konnten wir uns vor der Abfahrt in alle Himmelsrichtungen noch stärken.
Ein Nachsatz: Das Wochenende fand selbstverständlich unter Einhaltung der geltenden Präventionsmaßnahmen in Zusammenhang mit Covid 19 statt. Wir wollten mit dem Wochenende einen Rahmen schaffen, in dem die Mädchen sicher, aber vor allem auch unbeschwert, mitgestalten konnten und freuen uns, dass uns das offensichtlich gelungen ist.
Das haben die Mädchen (anonym) in den Feedback-Bögen festgehalten:
„Mich hat fasziniert, dass Mädchen, die sich nur so kurz kennen, so gut zusammenarbeiten können.“
„Ich kann vieles für mein weiteres Leben nutzen: z.B. die Erweiterung meines Horizonts, wenn es um unterschiedliche Meinungen geht.“
„Ich habe mich in der Gruppe sehr gut und wertgeschätzt gefühlt!“
„Es war für mich sehr spannend und motivierend zu sehen, wie viele Menschen sich mit Herzblut dafür einsetzen, etwas zum Positiven in unserer Gesellschaft zu verändern. Es hat mir verdeutlicht, dass gemeinsam wirklich etwas verändert werden kann, um Mädchen neue Fähigkeiten, Mut und Vertrauen zu geben.“
„Ich habe durch den Mädchenbeirat sehr viel zum Thema Gender, Weiblichkeit und „Frau-Sein“ gelernt.“
„Bitte unbedingt weitermachen!“
„Ich möchte auf jeden Fall nächstes Jahr wieder mit dabei sein!“
Beim Mädchenbeirat sind alle willkommen, die sich als Mädchen fühlen:
cis, inter* und trans Mädchen können beim Mädchenbeirat dabei sein.
Was bedeutet „cis“, „inter*“ und „trans“?
Lies hier nach.
Wir verwenden das Sternchen * im Plural, weil es außerhalb von „Frau“ und „Mann“ andere Geschlechts-/Genderidentitäten gibt und wir zeigen möchten, dass wir alle Geschlechter meinen. Eine Weile haben wir das Sternchen auch bei „Mädchen*“ und „Frau*“ verwendet. Wir haben aber wahrgenommen, dass diese Schreibweise als diskriminierend empfunden wird. Daher haben wir uns entschieden, das * in diesem Fall nicht mehr zu verwenden.
Wir benutzen weiterhin das * im Plural des Nomens (z.B. Schüler*innen, Jugendarbeiter*innen), um nicht-binäre Identitäten sichtbar zu machen und auf die Konstruiertheit der Kategorie „Geschlecht“ hinzuweisen. In Texten, die wir von unseren Projektpartner*innen erhalten, wird die Schreibweise „Mädchen*/Frau*” von uns nicht verändert.